Campen am Jakobsweg

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Skulptur von Pilgern mit Stecken (Kamil Szumotalski / Unsplash)

Der Jakobsweg (Camino de Santiago im Spanischen) ist eigentlich ein Netzwerk alter Pilgerwege, welche ganz Europa durchziehen, um letztendlich in der nordspanischen Stadt Santiago de Compostela zu enden. Seit Jahrhunderten folgen Pilger aus ganz Europa den Pfaden zur mittelalterlichen Kathedrale der Stadt, die angeblich die Reliquien des Heiligen Jakobs, eines der 12 Aposteln, beherbergen soll.

Über 300.000 Pilger aus aller Welt folgen jedes Jahr den berühmten gelben Pfeilen und Jakobsmuscheln entlang der Pfade durch Europa. Während einige die Reise aus spirituellen oder religiösen Gründen antreten, möchten sich andere einer ganz persönlichen Herausforderung stellen und wieder andere neue Orte sehen und Bekanntschaften machen. Viele Pilger schlafen unterwegs in designierten Pilgerunterkünften, einige in privaten Apartments und wieder andere campen.

Egal, aus welchem Grund man dem Jakobsweg folgt, auf Pitchup.com gibt es die besten Tipps für einen gelungenen Campingurlaub entlang des Jakobsweges. 

Die unterschiedlichen Routen

Die meisten Routen des Jakobsweges sind gut beschildert und mit der ikonischen gelben Jakobsmuschel markiert. Pilger müssen eine Strecke von mindestens 100 km zurücklegen, um das offizielle Pilgerzertifikat in Santiago de Compostela zu erhalten. Es gibt zahlreiche Routen, die mit unterschiedlichem Ausgangspunkt in das spanische Santiago de Compostela führen. 

Camino Francés

Der Camino Francés ist die beliebteste Strecke des Jakobsweges. Sie beginnt im französischen Bergdorf Saint-Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen und führt auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela durch Weinbaugebiete, Hochebenen und Berglandschaften. Es handelt sich auch um die am besten ausgestattete Route mit Restaurants und Unterkünften in jedem Dorf. 

Für den insgesamt 805 km langen Camino brauchen Pilger durchschnittlich 30 Tage. In den Sommermonaten ist hier besonders viel los, Unterkünfte werden daher besser im Vorhinein gebucht.

Wer nicht ganz so viel Zeit mitbringt, kann auch in Sarria starten und die letzten 100 km der Strecke gehen. Auch hier kommt man in den Genuss wunderschöner Landschaft und erhält dennoch das Pilgerzertifikat in Santiago.

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Camino Portugués

Der Camino Portugués ist der einzige Jakobsweg mit Startpunkt in Portugal und auch die einfachste Route: Sie führt großteils durch Flachland von Lissabon nach Porto und weiter nach Spanien.

Der Weg, der seinen Ausgangspunkt in Lissabon hat, ist etwa 645 km lang, wobei der Abschnitt aus Lissabon großteils über Straßen und entlang von Autobahnen verläuft. Viele Pilger starten ihre Reise daher in Porto und folgen der Strecke von hier durch die schroffe Landschaft der Atlantikküste und durch den hügeligen Norden Spaniens. Ein weiterer beliebter Ausgangspunkt ist Baiona, eine galizische Küstenstadt 120 km vor Santiago de Compostela.

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Wegweiser entlang des Jakobsweges (Max Kukurudziak / Unsplash)

Camino del Norte

Der Camino del Norte hat seinen Ausgangspunkt in Irún und folgt von hier durch Bilbao, Santander und Oviedo der wunderschönen Nordküste Spaniens bis nach Santiago. Es handelt sich mit Sicherheit um eine der schönsten Pilgerstrecken Europas mit Abschnitten hoch auf den Klippen über dem Meer, entlang schroffer Berghänge und durch malerische Fischerdörfer.

Die insgesamt 805 km lange Strecke gilt als eher schwierig, da teilweise viele Anstiege zu überwinden sind. Bei klassischer Planung dauert die Wanderung 35 Tage bis nach Santiago. 

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Camino Inglés

Der kürzeste Jakobsweg, der Camino Inglés, beginnt in La Coruña oder Ferrol im Nordwesten Galiziens. Die Strecke von La Coruña bis nach Santiago ist nur 75 km lang, Pilger bekommen daher kein Pilgerzertifikat. Dafür bietet sich die Alternative von Ferrol an, die 110 km lang ist und etwa 5 Tage dauert.

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Camino Primitivo

Der Camino Primitivo ist wie eine Detour des Camino Francés, welche Pilger zur wunderschönen Kathedrale von Oviedo führt und etwa 65 km vor Santiago wieder in den Camino Francés mündet. Es handelt sich um eine schwierige, 320 km lange Strecke durch die gebirgigen Regionen Asturiens, in denen das Wetter auch im Sommer unvorhersehbar ist.  

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Via de la Plata

Die längste Route folgt einer alten Römerstraße entlang der etwa 1.000 km langen Strecke von Sevilla nach Santiago de Compostela. Die Strecke verläuft durch Mérida und Salamanca sowie durch einige weitere historische Städte, wo römische und maurische Architektur bewundert werden kann.

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Kapelle in den Hügeln Galiziens (Miguel Alonso / Unsplash)

Camino Finisterre-Muxía

Einige Pilger entscheiden sich dafür, nach ihrer Ankunft in Santiago de Compostela weitere 90 km bis an die felsige Halbinsel Finisterre zu gehen. Hier hat man einen bemerkenswerten Blick über den Atlantik und erhält ein weiteres Pilgerzertifikat.

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Pilgerzertifikat Compostela (courtesy of Nick Whone)

Welche Unterkünfte gibt es entlang des Jakobsweges?

Pilgerunterkünfte

Entlang der spanischen Strecken des Jakobsweges finden Pilger günstige Pilgerunterkünfte, sogenannte Albergues. Dabei handelt es sich um wie Hostels eingerichtete Unterkünfte mit Schlafsälen, die möglichst viele Pilger beherbergen können. Die Kosten für ein Bett im Schlafsaal betragen 5-20 €, wobei meist die Nutzung einer Gemeinschaftsküche sowie hin und wieder auch von Waschmaschinen und Trocknern dabei ist.

Diese Pilgerunterkünfte nehmen verschiedene Formen an, eines ist ihnen jedoch gemein: Es wird früh in den Tag gestartet! Die meisten Pilger stellen ihre Wecker auf 5:00 oder 6:00 Uhr und viele Unterkünfte schließen ihre Türen bereits um 8:00 Uhr.

Privatunterkünfte

Wenn es das Budget erlaubt, gibt es entlang des Weges auch private Gästehäuser, Apartments und Hotels, die weit mehr Komfort (wie etwa private Badezimmer) als Albergues bieten. Bei mehrwöchigen Reisen muss man sich diese komfortable Art der Nächtigung aber auch leisten können und wollen. Besonders wenn man sich die Unterkunft mit anderen Pilgern teilen kann oder sich zwischendurch ein wenig mehr Komfort gönnen will, lohnt sich das Übernachten in Privatunterkünften.

Campen am Jakobsweg

Entlang der vielen Strecken des Jakobsweges gibt es auch Möglichkeiten zum Campen. Gute Planung ist dafür erforderlich, denn es gibt nur wenige Campingplätze und oftmals große Distanzen zwischen ihnen. Auch einige Hostel-Besitzer ermöglichen es Pilgern, gegen eine kleine Spende auf ihrem Grund zu campen, und immer wieder findet man unterwegs Rastplätze mit einfachen Einrichtungen, die Camping ermöglichen. 

Wildcampen ist in Spanien, Frankreich und Portugal eine rechtliche Grauzone. Während es an manchen Teilen des Jakobsweges möglich ist, führen große Teile des Weges auch durch Grundstücke, die in Besitz von Privatpersonen, dem Staat oder dem Militär sind, über Strände und durch Naturschutzgebiete, wo Campen nicht erlaubt ist. Wer sich für diese Art des Campens interessiert, sollte es sich mit den Anrainern nicht verscherzen und von illegalen Aktivitäten absehen: Dabei hilft der Guide zum Wildcampen in Europa von Pitchup.com.

Aufgrund der geringen Anzahl an Campingplätzen entlang des Weges sollten Pilger ihre Unterkünfte am besten im Vorhinein buchen. Insbesondere während des Heiligen Jahres und in den Sommerferien ist dies ein absolutes Muss. Die meisten Campingplätze gibt es entlang der Küstenwege wie des Camino Portugués oder Camino del Norte.

Pilger, die sich für Camping entscheiden, können ihre Geschwindigkeit selbst wählen und müssen sich nicht an die frühen Check-out-Zeiten eines Hostels halten. Wer unabhängig campt, kann zwischendurch einen Ruhetag einlegen und auch länger an einem Ort bleiben, um die Umgebung zu erkunden. Es ist einfach, seine Pläne zu ändern, um eventuell einen Städtetrip nach Porto zu machen oder ein Wochenende im Baskenland zu verbringen.

Gelbe Pfeile aus Jakobsmuscheln entlang des Weges (Jon Tyson / Unsplash)

Was ist die beste Zeit fürs Pilgern auf dem Jakobsweg?

Streng genommen sind alle Routen des Jakobsweges ganzjährig begehbar, aber im Winter sind die Wege über die Pyrenäen mit Schnee bedeckt und der Großteil der Albergues und Campingplätze ist geschlossen. In den Sommerferien ist es besonders heiß und auf den Routen ist richtig viel los. Die Monate April, Mai, Juni, September und Oktober sind die besten Monate für eine Pilgerreise, da weniger Pilger unterwegs sind und das Wetter angenehm mild ist.

Was ist der Pilgerpass?

Der Pilgerpass (Credencial del Peregrino) ist ein offizielles Dokument, das Pilgern als Ausweis und Nachweis für das Zurücklegen von Pilgerwegen dient. Natürlich ist er auch ein tolles Souvenir, um die Reise festzuhalten.

Entlang des Jakobsweges dient der Pilgerpass der Sammlung von Stempeln (sellos), die wiederum bei der Ankunft in Santiago als Nachweis für das Zurücklegen der Kilometer dienen. Für den Erhalt des Pilgerzertifikats Compostela sind dabei mindestens 100 km erforderlich. Stempel sind in Hotels, Albergues, Kirchen, Rathäusern, Postfilialen, Bars, Restaurants und Raststätten entlang des Weges erhältlich. Wegweiser mit der Jakobsmuschel zeigen meist, wo sich die nächste Stempelstation befindet.

Zusätzlich wird der Pilgerpass für die Übernachtung in Pilgerunterkünften benötigt, für Campingplätze ist dies nicht erforderlich. Ein Pilgerpass hat 16 Seiten mit einfachen Instruktionen, einem Pilgergebet und Platz für persönliche Details und jede Menge Stempel.

Der Pilgerpass ist hier erhältlich:

2021 wurde ein neuer Digitaler Pilgerpass eingeführt. Die App kann auf dem Handy heruntergeladen werden und unterwegs können QR-Codes für den Erhalt der Stempel gescannt werden.

Pro Tag muss mindestens ein Stempel gesammelt werden. Bei der Ankunft in Santiago de Compostela zeigen Pilger ihren Pilgerpass in der Officina del Peregrino, wo das Pilgerzertifikat ausgestellt wird.

Stempel im Pilgerpass (courtesy of Nick Whone)

Was muss auf die Packliste? 

Der wichtigste Teil der Ausrüstung eines Pilgers sind zweifellos die Schuhe und Socken: Viele Pilger wandern mit festen Bergwanderschuhen, andere mit leichteren Trail Running Schuhen. Auch Zehensocken sind eine beliebte Wahl. Die Schuhe sollten unbedingt zuvor eingegangen werden. Das Packen ist ein echter Balanceakt, bei dem man versuchen sollte, den Rucksack so leicht wie möglich (maximal 15 kg) zu halten und dennoch für jedes Wetter ausgerüstet zu sein. Ein guter Regenschutz für Pilger und Rucksack ist ein absolutes Must-have. Wer in Albergues schläft und sich selbst versorgt, sollte auch unbedingt einen dünnen Schlafsack, ein Handtuch und ein Taschenmesser mitbringen. Dazu kommt noch alles, was man für einen Tag eben so braucht, sei es ein Tagebuch, Buch, eine Kamera, Ladegeräte oder Hygieneartikel.

Wer bereit ist, etwas mehr Geld auszugeben, kann sich auch an ein Unternehmen wenden, welches das Gepäck jeden Tag zum nächsten Zwischenstopp transportiert.

Falls die Campingausrüstung zu schwer sein sollte, man sich aber den Komfort eines Gepäcktransportes nicht leisten möchte, bieten Mietzelte eine gute Alternative. Eine Hilfe für die Vorbereitung aufs Camping am Jakobsweg bietet unsere Camping-Packliste

Ist es sicher, alleine auf dem Jakobsweg zu reisen?

Wer einem der beliebten Jakobswege im Frühling, Sommer oder Herbst folgt, trifft garantiert täglich auf andere Pilger. Mit Hausverstand und normaler Vorsicht können Frauen und Männer hier ohne Bedenken alleine reisen. Wer sich besonders vorbereiten möchte, kann eine Pfeife für Notfälle mitnehmen und bei Gefahr drei kurze Töne abgeben, ein internationales Notfallzeichen. Ein Handy dabei zu haben, den Standort zu teilen und Apps wie What3words zu nutzen, gibt zusätzlich Sicherheit. Auch kann es hilfreich sein, immer jemanden über die aktuellen Schlafplätze zu informieren. Wer den Ratschlägen für einen Solo-Campingurlaub folgt, ist auch beim Camping entlang des Jakobsweges auf der sicheren Seite.